30. Dezember 2012  |  Bolivien  |  von Jan  |  4 Kommentare »
Boliviens Regierungssitz La Paz ist das totale Kontrastprogramm zur idyllischen Isla del Sol und mal wieder ein Ort der Extreme. In einem Talkessel auf 3.600 m gelegen und von Bergen und endlosen Lehmsiedlungen in den Schwitzkasten genommen, stoßen hier die Gegensätze arm/reich, traditionell/modern, ballernde Sonne/sturzbachartige Regengüsse ungebremst aufeinander und vereinen sich im urbanen Hochgeschwindigkeits-Strudel zu einer homogenen Masse.
Wir kämpfen uns die gefühlt senkrechten Kopfsteingassen hinauf, bestaunen verfallene Stuckgebäude und verharren perplex auf Hexenmärkten mit getrockneten Lamaföten. Trotz unseres wochenlangen Höhentrainings muss unser Kreislauf ein paar Extrarunden drehen um den Sauerstoff an die richtigen Stellen zu pumpen. Dazu tut der Stickstoffgehalt in der Luft sein Übriges. Würde man hier eine Feinstaubregelung einführen, wäre La Paz auf einen Schlag Fußgängerzone.
Dennoch ist die Stadt insgesamt ganz angenehm, was auch daran liegen mag, dass Reisende Fremdlinge wie wir den Paceños ziemlich gleichgültig sind. Sie haben genug mit sich selbst zu tun.
Fröhliches Fest nochmal…
Unser Wohlfühlelixier
30. Dezember 2012  |  Bolivien  |  von Jan  |  Keine Kommentare »
Eine zweistündige Bootsfahrt führt uns direkt zum heiligen Herzen des Titicacasees auf die Isla del Sol, die Geburtsstätte der Inkas, die hier einst vom Sonnengott Inti auf die Erde gesetzt wurden. Wir können zumindest bestätigen, dass die Sonne sich hier sehr gern und lange blicken lässt.
Wir genießen endlos weite Blicke über den See, Aussichten auf entfernte Ufer und klobige Wolkenformationen, schlendern terrassengesäumte Buchten entlang und beobachten das landwirtschaftliche Alltagsleben der Aymara, das sich seit Jahrhunderten kaum verändert hat. Die einzigen Transportmittel hier sind Lamas und Esel. Hier herrscht die absolute Ruhe. Während wir auf dem Berg sitzen und den kitschigen Sonnenuntergang bewundern hören wir… nichts.
Bei einer leckeren Titicacaforelle stoßen wir mit einem süffigen bolivianischen Rotwein auf Heiligabend an, den wir wenig später am Lagerfeuer unterm Sternenzelt ausklingen lassen.
30. Dezember 2012  |  Bolivien  |  von Jan  |  Keine Kommentare »
Unseren ersten Stop in Bolivien machen wir am Ufer des Titicacasees im skurrilen Dörfchen Copacabana. Der Namensgeber für die viel berühmtere Ecke in Brasilien kommt recht verschlafen daher und bietet Ausflugsmöglichkeiten aller Art auf das riesige Gewässer. Zudem ist er Wallfahrtsort für Gläubige, die sich hier allen Ernstes ihre Autos segnen lassen, und offenbar beliebte Anlaufstation für argentinische und chilenische Hippies, denen es in der Heimat zu teuer wurde und die hoffen, am heiligen See ihre Erleuchtung zu finden.
Für uns gibt der Ort außer einer lustigen Kneipe mit obligatorischem Billardtisch und den üblichen interessanten Straßenszenen nicht all zu viel her, weshalb wir es bei einer Übernachtung belassen und lieber auf die Isla del Sol rübermachen…
22. Dezember 2012  |  Bolivien  |  von Jan  |  Keine Kommentare »
Nach unserem berauschenden und sinnesbetörenden Querfeldeintrip durch Peru trödelt unser Collectivo im Sonnenuntergang am Ufer des Titicacasee entlang Richtung bolivianische Grenze. Zu Fuß machen wir uns auf in ein neues Land und neuen Abenteuern entgegen…
Adiós…
Holá!
22. Dezember 2012  |  Peru  |  von Jan  |  Keine Kommentare »
Und wir haben es doch getan! Früh um sechs, bevor die Sonne sich richtig durchsetzen kann und die Touristengruppen unerbittlich wie heiße Lava durch die Gassen strömen, entern wir von ein paar feuchten Nebelschwaden begleitet die Inca-Festung Machu Picchu. Noch relativ unbehelligt genießen wir unseren einsamen Streifzug durch die verwinkelten Gassen, schmulen um klobige Granitmauern herum, werfen Blicke in diesige Innenhöfe, Häuserreste und Tempelanlagen hinein.
Vom “jungen Berg” Huayna Picchu am anderen Ende aus bestaunen wir bald darauf den nun im Sonnenlicht erstrahlenden “Alten Berg” in seiner vollen Dimension und lassen das Gesamtkunstwerk in aller Ruhe auf uns wirken. Trotz geringer Affinität zu Mythen und Göttergeschichten erschleicht uns an diesem ehemals privilegierten Ort doch ein irgendwie unheimliches Glücksgefühl.
Als wir am späten Nachmittag ins Retortendorf Aguas Calientes zurückkehren, kreisen uns immernoch viele offene Fragen durch den Schädel. Unsere Erfurcht vor der unfassbaren Baukunst und der indigenen Kultur steht auf der einen Seite – unser Zweifel am unkritischen, plattwalzenden Massentourismus und dem totalen Inka-Sellout auf der anderen…
22. Dezember 2012  |  Peru  |  von Jan  |  Keine Kommentare »
Auf archäologischen Pfaden wandeln wir massige Steinblockmauern entlang und stolpern das rundgelutschte Kopfsteinpflaster bis auf die Plaza de Armas herab. Cusco war auch schon vor der kolumbianischen Eroberung und der Infektion durch das Christentum ein bedeutener Ort. Die ehemalige Hauptstadt des Inkareichs liegt schon wieder auf kehleverschnürenden 3.400 Metern, aber sind es ja schon fast gewohnt. Auf den Grundsockeln ehemaliger Inkatempel und -paläste türmen sich heute Kirchen und Lehmhäuser auf und ergeben ein ziemlich harmonisches Bild, das nur von den rege arbeitenden Touristentreibern und Massageanbieterinnen gestört wird.
Völlig klar auch, dass der Ort als Ausgangspunkt zum ewigen Machu Picchu und zu anderen magischen Stätten stark von Touristen geprägt ist und als solcher auch anstrengende Begleiterscheinungen haben kann. Trotzdem sind die kleinen Gassen, gespickt mit endlos vielen Läden voller Alpakaklamotten, Christenkitsch und Naturprodukten aus der Umgebung die reinste Wonne für unsere Sehsensoren und die größte anzunehmende Strafe für unsere knapp gepackten Rucksäcke und Geldbeutel.
17. Dezember 2012  |  Peru  |  von Jan  |  12 Kommentare »
Und wieder alles auf Null – zumindest metrisch gesehen. Früh um fünf rollt unser Cruz del Sur-Luxusliner (musste mal sein) von den Bergen bis auf Meereshöhe in die Mega-Metropole Lima herab. In Perus Hauptstadt, in der ein Drittel aller Peruaner wohnen, haben wir seit Langem mal wieder das Gefühl, in der modernen Welt zu sein. Hier brausen dicke Sportkarossen die endlos langen Avenidas entlang, die von McD-Butzen, ADIDAS-Showrooms und APPLE-Stores flankiert sind.
Unser Hostel Casa del Mochilero im ruhigeren Viertel Miraflores war mal wieder ein Griff in die Zauberkiste. Herzlichste Gastfreundschaft, gepaart mit einem Zimmer auf der Dachterrasse und zehn Minuten Fußweg zum Surf-Strand, bedeuten für uns mal wieder die reinste Entspannungs-Oase mitten im brodelnden 8-Millionen-Seelen-Kessel. Mit dem Rad strampeln wir bequem durch die Barrios, finden Lima echt ganz angenehm und lassen den Tag ganz entspannt auf einer sanft anschiebenden und sauber wegbrechenden Welle ausrollen…
17. Dezember 2012  |  Peru  |  von Jan  |  Keine Kommentare »
Eine muntere Truppe aus uns zwei beiden, fünf gleichgesinnten Rucksackreisern, zwei einheimischen Bergkundigen und vier bis zum Anschlag bepackten Eseln macht sich in unchristlicher Frühe auf die Hightech-Wandersocken, um in der Cordillera Blanca das Dach Südamerikas zu erklimmen. Der viertägige Santa-Cruz-Trek führt uns an unzähligen Wasserfällen (gähn), ein paar blauen Lagunen (…) und den weißen Riesen Huascarán, Alpamayo und Artesonraju vorbei, der einst für das Paramount Pictures-Logo die Vorlage lieferte.
Die eisigen Zeltnächte sind verdammt kurz und die deftigen Märsche bis auf 4.750 m Höhe lassen unsere Körperfunktionen auf Hochtouren rattern. Da hilft nur fleißig Cocablätter kauen und sich an der peruanische Feldküche laben, die uns abends wieder mit neuen Kräften versorgt. Und schließlich werden wir mit nicht mehr in Worte zu fassenden Aussichten, gespenstischer Ruhe und glasklarer Luft für unsere Anstrengungen aber soooowas von belohnt…
Der Artesonraju alias Paramount
11. Dezember 2012  |  Peru  |  von Jan  |  Keine Kommentare »
Ein Tagesausflug von Huaraz aus in den Parque Nacional Huascarán führt uns durch grüne Grasschluchten mit kauenden Kühen hindurch und lässt uns kurz darauf auf steinigen Steigungen mit wallenden Wasserfällen bis auf 4.600 Meter emporkriechen, wo sich die schwarzen Felswände vor uns wie ein mächtiger Vorhang teilen und den Blick auf die blendendschöne Laguna 69 freimachen. Da liegt sie vor uns, in ihrem knalligen Türkisblau, sanft unter einer flauschigweißen Wolkendecke gebettet, die sich im eisigen Gletscherwasser widerspiegelt und die märchenhafte Kulisse perfekt macht.
11. Dezember 2012  |  Peru  |  von Jan  |  Keine Kommentare »
Hoch oben in der Cordillera Blanca schießen die schneegekrönten Sechstausender in den blauen Himmel und bilden einen protzigen Zuckerrand um Huaraz. Von heftigen Erdbeben geschändet, kann die Stadt zwar kein allzu charmantes Äußeres bieten, besticht dafür aber durch ihre praktischen Qualitäten als Hotspot für schwindelerregende Trips in die Berge.
Auch die flüchtigen Straßenszenen sind mal wieder willkommene Nahrung für unsere nimmersatten Augen. Sie versorgen uns mit farbenfrohen Kompositionen aus indigenen Damen in traditioneller Tracht, zahllosen kreativen Krimskrams-Anpreisern und so mancher surrealen Verkehrsszene.
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